In Marokko gibt es fünf große Klettergebiete, die wegen ihrer Größe auch alle jeweils einen eigenständigen Besuch wert sind. Wir haben alle aufgeführten Gebiete im Februar und März 2024 besucht. Da wir uns meist im alpinen Bereich bis 6a bewegen sind wir in Taghia und Caiat nicht geklettert.
Tafraout Granit besteht aus vielen kleinen Klettergebieten rund um den Ort Tafraout. Der Fels ist Granit. Die Routen sind oft gebohrt aber es sind auch Trad Routen zu finden. Es gibt viele Klettergärten und auch Mehrseillängen Routen bis zu 6 Seillängen. Die Schwierigkeit bewegt sich von 3 bis 8. Es gibt etwa 400 Routen im Bereich 4b bis 6a. Die Bewertung ist französisch. Es sind verschiedene sehr gute und aktuelle Kletterführer erhältlich (siehe unten in der Beschreibung). Hier der Link mit einem Bericht über unseren Besuch.
Im Tafraout Quarzit gibt es etwa 2000 Routen. Das Gebiet liegt nördlich von Tafraout und ist auch als Antiatlas bekannt. Der Fels besteht meist aus sehr hartem Quarzit. Da die Erstbegehung von fast allen Routen von Engländern durchgeführt wurden, gibt es keine Haken oder Bohrhaken. Alle Routen werden im Trad Stil begangen. Es gibt neben den alpinen Mehrseillängen Routen auch unzählige Klettergärten - allerdings auch alle Trad! Die längsten Routen sind 20 Seillängen lang. Die Kletterschwierigkeiten sind von 3 bis open end. Es gibt viele Routen im Bereich VS bis HVS bzw. 4a bis 4c nach englische Bewertung, was ungefähr einem 4c bis 5b entspricht. Über die Klettergebiete in Tafraout sind mehrere sehr gute und aktuelle Kletterführer erhältlich (siehe unten in der Beschreibung). Hier der Link mit einem Bericht über unseren Besuch.
Das Klettergebiet entlang der Todra Schlucht ist recht groß. Die Schlucht liegt etwa 20km nördlich von Tinghir. Das Gebiet bietet bombenfesten und scharfkantigen braunen Kalkfels. Fast alle Routen sind gebohrt. Die Absicherung ist meist sehr gut manchmal auch fast zu viel, wie in der Route Berbertraum. Es gibt unzählige Klettergärten und Mehrseillängen Routen bis zu 15 Seillängen. Die Schwierigkeiten beginnen ab 3 und gehen bis 8a. Es gibt viele Routen im Bereich von 5a bis 6a. Die Bewertung ist französische. Es gibt zwei aktuelle Kletterführer (siehe unten in der Beschreibung). Hier der Link mit einem Bericht über unseren Besuch.
Caiat besteht aus vielen kleinen Klettergebieten und einer große Wand. Es liegt nördlich der blauen Stadt Chefchaouen. Das Gebiet hat hellen bis gelben Kalkfels. Die Routen in den Klettergärten sind durchgehend gebohrt. Es gibt neben vielen Klettergärten auch Mehrseillängen Routen. Die Schwierigkeiten bewegen sich ab 5c nach oben. Es gibt nur wenige Routen ab 4a. Kletterführer gibt es keinen. Man bekommt Infos vor Ort im Klettercafe Rueda. Wir sind in Caiat nicht geklettert, da uns die Mehrseillängen Routen zu schwer waren, und wir keine Lust auf Klettergarten hatten. Es gibt nur eine beschränkte Anzahl von Unterkünften direkt vor Ort. Chefchaouen mit zahlreichen Unterkünften ist allerdings nicht allzu weit entfernt
Taghia ist ein ziemlich wildes, alpines und abgelegenes Klettergebiet rund um den Ort Taghia im nördlichen Atlasgebirge. Hier gibt es fast nur Mehrseillängen Routen, die bis zu 20 SL lang sind. Die Routen sind ab 6a+ zu haben. Der Fels ist gelber bis heller Kalk. Die meisten Routen sind gebohrt. Es gibt einen Kletterführer im Antiquariat und Kletterinfos vor Ort. Ein aktueller Kletterführer ist zur Zeit nicht auf dem Markt. Einige Infos zum Einstimmen gibt es hier. Dass in Thagia Routen von Alexander Huber, von Alex Honnold und anderen Cracks begangen wurden spricht schon Bände und zeigt den zu erwartenden Kletterlevel. Die Zufahrt nach Taghia war bei uns mit dem normalen Auto möglich. Die Straße ist sehr abenteuerlich. Bei Regen kann die Straße für unbestimmte Zeit nicht passierbar sein und es wird allgemein empfohlen sich mit dem Esel oder dem 4WD der Unterkunft abholen zu lassen. Wir sind in Taghia nicht geklettert, da die Routen weit über unserem Kletterkönnen sind. Es gibt mehrere Unterkünfte vor Ort, die teilweise über die gängigen Plattformen zu buchen sind. Zu den Routen geht man vom Ort ab etwa 30min.
Wir haben alle aufgeführten Klettergebiete besucht, und sind in Tafraout und der Todraschlucht viele Routen geklettert. Dazu gibt es im Link zu den Gebieten eigene ausführliche Berichte und Beschreibungen. Neben den aufgeführten Gebieten gibt es noch jede Menge kleiner Gebiete, die man bei einer Rundreise rund um den hohen Atlas selbst entdecken kann. Einige weitere Klettergebiete sind in der Webseite thecrag aufgeführt.
Die Kletterausrüstung muss man komplett von daheim mitnehmen. Man kann in den Orten sporadisch nachkaufen, doch meist gibt es nicht die Teile die man benötigt und die Auswahl ist sehr gering. Es gibt keinen gut ausgerüsteten Klettershop in den Gebieten.
Adventures Vertical Maroc an der Todra Schlucht verleiht Ausrüstung. Die Qualität der Verleihausrüstung können wir nicht beurteilen.
In den gebohrten Gebieten wie in Tafraout Granit und der Todraschlucht, reichen etwa 15 Expressschlingen. Ein 80m Einfachseil und/oder ein 60m Doppelseil sind sehr zweckmäßig, da in den Klettergärten immer wieder Routen mit 40m vorhanden sind. Wir hatten beides dabei und sind die gebohrten Routen mit dem Einfachseil geklettert, die alpinen meist mit dem Doppelseil.
Helm nicht vergessen - auch für den Klettergarten. Viele Gebiete sind noch nicht abgeklettert! Magnesium haben wir wie immer keines verwendet, ist aber in allen Gebieten zugelassen.
Im Tafraout Quarzit steckt kein einziger Haken - auch die Stände müssen selbst eingerichtet werden. Wer hier klettern will sollte ein komplettes Set an Friends und Keilen mit sich führen. Für uns war ein Satz Friends und einen Satz Keile ausreichend. Die im Führer bezeichneten Abseilstellen an den Abstiegen sind entweder mit Schlingen, Stahlseilen und oft einem Schäkel bzw. Karabiner gut eingerichtet. Wir hatten zur Sicherheit immer Reserveschlingen dabei.
Für den Zu- und Abstieg zu den Klettergebieten sind gute Trailrunner zweckmäßig..
Im folgenden einige Kletterführer für die Gebiete rund um Tafraout und der Todraschlucht:
Tafraout:
Todraschlucht:
Wir waren den ganzen Februar und März in Marokko und sind in Tafraout und in der Todraschlucht geklettert. Das Klettern war zu dieser Zeit problemlos möglich. Die Temperaturen waren tagsüber um die 20 Grad, im Schatten und bei Wind gefühlt kälter. Im Sommer soll es in Marokko allerdings sehr heiß werden. Lokals berichten uns von bis zu 45 Grad in Tafraout. Wir denke die beste Zeit ist von Oktober bis in den Mai. Im Hochwinter kann im Gebirge Schnee fallen und ein kalter Wind macht dann auch die Todraschlucht ungemütlich. Regen gab es bei uns so gut wie keinen.
Wir haben bei unserem Aufenthalt in Marokko jederzeit sicher gefühlt. Neben dem Klettern haben wir eine Rundreise mit dem Mietwagen unternommen und haben die Städte Marrakesch, Rabat und Chefchaouen besucht. Sogar in dem "berüchtigten" Markt in Marrakesch haben wir uns jederzeit sicher gefühlt. Die Händler wollen natürlich ihre Ware verkaufen und sprechen uns an, aber bei einem klaren "nein" werden wir nicht weiter belästigt.
Auch mit dem Mietwagen haben wir uns sicher gefühlt: Außerhalb der Städte gibt es kaum Verkehr und in den Städten muss man die notwendige Umsicht beim Autofahren walten lassen.
Wir haben bei unserem Aufenthalt fast nur freundliche Menschen getroffen. Bei unserer Reise haben wir auch zwei Wochen im Ramadan erlebt, wo die Menschen den Berichten zu Folge ja eher grantig sein sollen - waren sie aber nicht (kaum). Man muss sich im Klaren sein, dass man in sich in einem arabischen und muslemischen Land bewegt. Wenn man sich den örtlichen Gegebenheiten und Gepflogenheiten etwas anpasst wie z.B. keine zu kurze Kleidung, dann hat man eine herrlich Zeit in einem Land mit ganz tollen Menschen und eindrucksvollen Klettergebieten.
Die Hauptflughäfen für den Zugang zu den Klettergebieten sind Agadir und Marrakesch. Einige Billigairlines fliegen regelmäßig von Europa beide Flughäfen an. Von Agadir sind es mit dem Mietwagen etwa 2h bis nach Tafraout bzw. 6h bis in die Todraschlucht. Am Flughafen kann man bei den üblichen Vermietern vorab einen Mietwagen buchen. Kosten etwa 30 Euro pro Tag inkl. aller Versicherungen. 4WD ist zum Besuch der Klettergebiete nicht nötig, außer man will auch mal einen Abstecher in die Wüste machen.
Alternative zum Mietwagen gibt es überregionale Busse, die große Orte in Marokko regelmäßig verbinden. Auf dem Land sind öffentlichen Verkehrsmitteln eher selten. Doch lokale Taxis und Kleinbusse pendeln unregelmäßig auf den kleineren Straßen auf der Suche nach Kunden. Die Fahrten mit den Bussen und Taxis sind sehr günstig und für wenige Euros kann man da einige 100km überbrücken. Wir haben mehrfach lokale Anhalter mitgenommen, die oft schon lange auf einen lokalen Transport gewartet haben.
Der Liter Benzin war so um 1,30Euro zu bekommen. Das Tankstellennetz in Marokko ist generell gut. Vor allem in den Städten gibt es viele Tankstellen. Bei der Fahrt über Land sollte man darauf achten zumindest einen halb vollen Tank zu haben um keine unangenehmen Überraschungen zu erleben.
Französisch bzw. Arabisch wären ideal. Doch Englisch und oft auch Deutsch reichen vollkommen aus.
Wir haben uns am Flughafen eine Datenkarte von INWI gekauft. 20Euro für 40GB. Das beste Netz hat wohl die Marokko Telekom, über die auch die Dienste von INWI laufen. Orange hat nach unserer Erfahrung keine so gute Abdeckung. In den Bergen gibt es oft keinen Handy Empfang, egal welcher Anbieter. Eine sehr gute und umfassende Abhandlung über das Thema gibt es hier.
Meist muss man mit Bargeld bezahlen - auch in den Hotels in Tafraout. In vielen Orten gibt es aber Kartenautomaten, an denen man mit seiner Debitkarte Geld abheben kann. Die Beträge sind allerdings oft auf maximal 200 Euro begrenzt. 10 Dinar sind etwa 1 Euro. Tipp: die ersten Euros nicht bei der Ankunft in der Gepäckhalle kaufen, sondern draußen hinter dem Zoll. Der Kurs war da um 10% besser! Ich habe immer die großen Scheine im Geldbeutel verwahrt, und die kleinen Scheine wie 20Dinar und die Münzen in der Hosentasche. Das erleichtert die Bezahlung und nicht jeder sieht gleich wieviel man dabei hat. Wir hatten immer so 4-5tsd Dinar mit uns, um jederzeit flüssig zu sein. Übrigens Tanken muss auch oft bar bezahlt werden.
Fast alle Unterkünfte in den Klettergebieten kann man über die gängigen Plattformen buchen.
Wir haben uns in Tafraout für zwei Wochen im zentralen Hotel Salama eingebucht. Die Nacht für 30 Euro ohne Frühstück allerdings mit Parkplatz vor dem Haus. Die Unterkunft war sehr sauber, sehr freundliches Personal und das Zimmer wurde jeden Tag geputzt. Das Hotel liegt zentral, in den Zimmern ist es aber trotzdem sehr ruhig. Die Dachterrassen auf dem Hotel mit tollem Rundumblick war Klasse. Zum Frühstück für 4Euro/pp sind wir immer in eines der umliegenden Bars gegangen. Von der Unterkunft aus kann man viele Felsen des Granit Gebietes zu Fuß erreichen. Der umtriebige Markt von Tafraout liegt gleich vor der Haustüre, und der Lebensmittelladen um die Ecke. Zwei Tankstellen und einige Geldautomaten gibt es auch in der Nähe.
Im Antiatlas bzw. Tafraout Quarzit gibt es neben dem Ksar Rock und dem Tizourgane Kasbah keine Unterkünfte. Die Anfahrt von Tafraout dauert je nach Klettergebiet von Tafraout bis zu 90min. Ksar Rock ist eine gemütliche Bergsteiger Unterkunft in Mitten des Antiatlas. Die Unterkunft gleicht eigentlich mehr einer Berghütte als einem Hotel: Mehrbettzimmer mit Frühstück und Abendessen auf Bestellung sind möglich. Wir fanden die Verpflegung ausreichend und gut, zur Sicherheit kann man aber vor der Anreise im Supermarkt in Tafraout oder Agadir sein Auto mit Essen vollladen. Die Hütte muss vorab gebucht werden. Oft wird die Hütte von grösseren Gruppen, meist Engländern, gebucht. Im Umkreis von 10 min zu Fuß gibt es mehr als 100 Routen in allen Schwierigkeitsbereichen. Top Fels mit entweder viel Sonne oder lange im Schatten.
In der Todra Schlucht kann man alle Unterkünfte über die gängigen Plattformen buchen. Die meisten Kletterrouten sind gut zu Fuß von den Unterkünften zu erreichen. Wir haben uns zwei Wochen im Auberge Restaurant Fatihi Freres einquartierte. 30 Euro inkl. eines üppigen Frühstücks. Als Abendessen gab es für 8 Euro ein drei Gänge Menü vom feinsten. Der Minztee nach dem Klettern mit einigen Keksen oder Nüssen war obligatorisch und inklusiv. Die Auberge liegt etwa 10min zu Fuß vom Eingang der Schlucht entfernt, hat aber im Gegensatz zu den Unterkünften direkt an dem Eingang der Todraschlucht lange Sonne, was in den kühleren Jahreszeiten sehr angenehm ist.